Keine andere Stadt in Deutschland ist so mit dem Begriff von Unrecht und politischer Verfolgung verbunden wie Bautzen, jene Stadt in Sachsen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstand im Norden der Stadt ein Gebäudekomplex, der damals das modernste Gefängnis in Sachsen war. Schon kurz nach seiner Fertigstellung erhielt es, in Anspielung auf die gelben Klinkersteine, aus denen seine Mauern bestehen, den mehr oder weniger berühmten Namen “Gelbes Elend”. Während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933-1945 wurden hier politische Gegner, Kommunisten und Sozialdemokraten inhaftiert, ebenso wie auch Mitglieder der Zeugen Jehovas und anderer Gruppen.
Von 1945-1950 wurde das Gefängnis von der sowjetischen Geheimpolizei als “Speziallager Nr. 4” für Personen genutzt, die angeblich mit dem Nazi-Regime in Verbindung standen. Ob ein solcher Verdacht auch wirklich begründet war, wurde nur in wenigen Fällen auch überprüft. Später kamen immer mehr Menschen in das Lager, die von einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) wegen vermeidlicher politischer Straftaten in Prozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, die weit fern jeglicher Rechtsprechung waren. Nur wenige von ihnen waren wirkliche “Nazi-Täter”, die große Mehrzahl stand vielmehr demokratischen Parteien nahe, waren Gegner des Stalinismus oder oft einfach nur Menschen, die aus willkürlichen Gründen eingesperrt wurden. Sie lebten dort unter unmenschlichen Bedingungen und bis heute konnten anhand von Unterlagen aus den Moskauer Archiven bereits über 3.000 Personen ermittelt werden, die zwischen 1945-1950 im Lager verstorben sind. Die ehemaligen Häftlinge gehen jedoch von einer weitaus höheren Anzahl von Verstorbenen aus.
Von 1950 bis 1989 stand das Gefängnis unter der Verwaltung des Innenministeriums der DDR. Nachdem die letzten SMT-Verurteilten 1956 entlassen wurden, waren die Insassen zum großen Teil jetzt Strafgefangene mit langen Haftstrafen und Wiederholungstäter. Aber auch unter ihnen befanden sich immer wieder politische Gefangene, die wegen “Sabotage”, “Agitation gegen den Staat”, ihrer Mitgliedschaft zu den Zeugen Jehovas oder anderer angeblicher “Vergehen” eingesperrt waren. Manchmal genügte für eine Inhaftierung schon der Antrag, die DDR zu verlassen. Erst die “friedliche Revolution” von 1989 machte dieser Verfolgung ein Ende. Seit Oktober 1990 untersteht das Gefängnis dem Justizministerium des Freistaates Sachsen.